WILU's technische Besonderheiten
 
Nicht immer original, aber manchmal originell

Der WILU hat seit seiner Wiedererweckung im Jahre 1976 eine Reihe von Veränderungen über sich ergehen lassen müssen, welche in den Augen heutiger T1-Bulli-Liebhaber sicher als schwerer Frevel gelten. Aber wie schon an anderer Stelle ausgeführt, stand für mich der praktische Nutzen des Fahrzeugs an erster Stelle, und nicht sein Liebhaberwert.

 


 

1.Umstellung von 6 auf 12 Volt
Diese Umstellung nahm ich gleich zu Anfang vor, da der Tauschmotor bereits mit 12-Volt-Aggregaten bestückt war. Eine 12-Volt-Anlage schien mir einfach zeitgemässer und bot mehr Reserven.

2. zusätzliche Fernscheinwerfer
Die 12-Volt-Anlage bot genug Leistung für zusätzliche Fernscheinwerfer, welche sehr nützlich bei langen Nachtfahrten waren. Schlaglöcher und sonstige Hindernisse waren so besser zu erkennen.

3. Ölthermometer
Vielleicht hätte ich es besser gar nicht eingebaut. Zuerst dachte ich, es sei defekt, als es im Betrieb Öltemperaturen von 130-140 Grad anzeigte (gemessen am Peilstab in der Ölwanne). Schon auf der ersten Reise bastelte ich aus alten Ölkanistern Windleitbleche, welche ich an den seitlichen Lufteinlasschlitzen befestigte. Aber das brachte nicht viel. Der im Heck werkelnde Motor wurde einfach zu heiss!

4. Umspanner 12 - 220 Volt
Praktisch war der elektronische Umspanner, den ich im oberen Teil des Küchenschrankes einbaute. Das Ganze war ein recht einfaches Eigenbauprodukt, und bestand im Wesentlichen aus einem entsprechend gewickelten Transformator, und zwei Leistungstransistoren mit grossem Kühlkörper.

Die Apparatur wandelte die 12 Volt Bordspannung in 220 V Haushaltsspannung um, bei einer maximalen Leistungsabgabe von 50 Watt. Unter Anderem schlossen wir dort Ventilatoren an, Ladegeräte für Kamera- und Recorder-Akkus, meinen Rasierapparat, oder auch gelegentlich einen Lötkolben.

5. Zyklon-Luftfilter
Für die Sahara-Tour 1977 kaufte ich beim Expeditionsausstatter Därr einen Zyklon-Luftfilter, der dem regulären Ölbadluftfilter vorgeschaltet wurde. Er hatte die Funktion eines Sandabscheiders, und damit er von vorne herein weniger Sand ansaugen konnte, montierte ich ihn hoch oben am Dachgepäckträger. Die Verbindung zum serienmässigen Luftfilter übernahm ein PVC-Sanitärrohr mit 60 mm Durchmesser.

Wenn ich dann abends den Auffangbecher leerte, sah ich, dass das Ding einiges vom Motor fernhielt. Besonders während eines Sandsturmes südlich von Ain Salah.

Um nicht mit der deutschen Obrigkeit in Konflikt zu geraten, montierte ich Rohr und Filter immer erst jenseits der deutschen Grenzen.

6. Zusatz-Ölkühler
Sommer 1979: Um die Öltemperatur endlich in erträgliche Bereiche zu bringen, investierte ich 300 DM in den Erwerb eines Ölkühlers der Firma "Racimex", komplett mit Anschluss-Flansch, Thermostat und Schläuchen.

Nach einigem Gewerke mit vielen Flüchen (Dichtung für den Flansch lag nicht bei, und Schlauchanschlüsse passten nicht an Ölkühler) war dann alles eingebaut und auch dauerhaft dicht. Den Ölkühler selbst hatte ich auf der vorderen Stosstange montiert. Das Ergebnis war überwältigend: Auch bei anhaltendem Vollgas bei sommerlicher Fahrt stiegt die Öltemparatur kaum noch über 90 Grad an.

7. Hochdach
Wahrscheinlich der grösste Frevel überhaupt: 1980 baute ich aus Blech ein Hochdach, welches ich dem WILU überstülpte und fest montierte. Es entstand aus Tafelblech, mit der Blechschere ausgeschnitten, und mit Popnieten zusammengebaut. Dann beherzt die geliehene Stichsäge angesetzt, und zwischen den Dachholmen eine Öffnung herausgeschnitten, wie sie auch für die handelsüblichen Hubdächer vorgesehen war.

Zu beiden Seiten bekam der Dachaufsatz Fensteröffnungen mit Plexiglasscheiben. Die notwendigen Lackierarbeiten bewerkstelligte ich mit einer elektrischen Spritzpistole. Neben zusätzlichen Stauraum in Form weiterer Schrankfächer und Ablagen brachte das Aufsatzdach die seit längerem vermisste Stehhöhe im "Wohnbereich".

Und der TÜV? Die haben nicht mal gezuckt, und das Dach anstandslos in die Papiere eingetragen. Allerdings hatte ich vorher die Plexiglasfenster gegen Sperrholzplatten ausgetauscht, vorübergehend...


 

8. Vorderachse ausgetauscht
Ebenfalls 1980 tauschte ich die Original-Vorderachse gegen eine des Baujahres 1965 aus. Die Drehfederstäbe waren bei dieser in besserer Verfassung, und die Bremsen waren stärker ausgelegt.

9. Umstellung auf Gürtelreifen
Nachdem die serienmässigen Diagonalreifen 6.40-15 abgenutzt waren, stellte ich 1980 auf Gürtelreifen der Grösse 185 SR 14 um. Ein Satz gut erhaltener Reifen inklusive 14-Zoll-Felgen waren für 120 DM beim Autoverwerter zu bekommen. Mit den Gürtelreifen verbesserte sich der Fahrkomfort spürbar, und auch die Strassenlage in den Kurven war erheblich besser. Allerdings war jetzt die Höchstgeschwindigkeit etwas geringer, und der Tacho zeigte nun ca. 5,5% zuviel an. 

10. Noch mehr Power
Nach der grossen Afrika-Reise baute ich im Oktober 1983 einen stärkeren Motor ein, den ich von einem Freund übernahm. Ein 1600er mit rasanten 47 PS, so dass der WILU kaum noch zu halten war.

11. Hinterachse und Getriebe
Im Herbst 1984 konnte ich von einem T1-Totalschaden, Baujahr 1964, eine Hinterachse mit Getriebe günstig erwerben. Die bekam der WILU nun eingebaut, da sie zu den 14-Zoll-Rädern besser passte.

Das alte Getriebe mit seiner kleinen Übersetzung, in Verbindung mit den kleinen 14-Zoll-Reifen, bewährte sich zwar hervorragend auf den Wüstenstrecken. Aber im Alltag, auf Landstrassen und Autobahnen, war es unwirtschaftlich, mit einem in Vollast dröhnenden Motor gerade mal auf 90 Km/h zu kommen. Der Verbrauch war hoch, und der Verschleiss, man kann sich's denken.

Mit dem 1964er Getriebe, in Zusammenarbeit mit dem 47-PS-Motor, kam der WILU nun auf gerader Strecke locker auf 120 Km/h.
 


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