WILU's Reisen
Ägypten - Libyen - Tunesien (1976)

Teil 2
Asyut - Luxor - Assuan - Kairo - Alexandria
6.8. - 21.8.1976

Wir verlassen El Faiyum, folgen dem Niltal weiter nach Süden, und kommen bis zu der Stadt Asyut, und nach dem Genuss von Zuckerrohrsaft und einigen Mangos suchen wir einen Schlafplatz. Das Gelände der Universität scheint uns geeignet, und so schlagen wir hier unser Camp auf.

Die weitere Fahrt ist grauenhaft! Ein Dorf am anderen, voll von Menschen. Jeder meint, uns was zurufen zu müssen, macht Grimassen oder Faxen, oder springt sogar vors Auto! Auch fliegen Steine!

Aufreibende Minuten in Sohaq an einer Tankstelle. Schon turnen Kinder auf der hinteren Stosstange des WILU herum. Menschentrauben umringen uns, gaffen, bedrängen uns.


Ein Umzug bei Quena. Nicht immer geht es friedlich zu im Niltal
 

Während ich aufpasse, dass uns der Tankwart nicht bescheisst, versuchen andere, einen von WILU's Rückspiegeln zu ergattern. Taschendiebe liegen auf der Lauer, warten auf ihre Chance. Die Kinder hängen nun am Dachgepäckträger, während mir der Tankwart stolz verkündet, er habe 50 Liter in WILU's Tank gefüllt. Grosses Palaver, Diskussion, denn da gehen doch nur 40 Liter rein, höchstens!  Wir zahlen zähneknirschend, nur weg hier. My WILU is my castle, bis zum nächsten Halt.

Ziemlich angeschlagen erreichen wir Luxor. Es gibt hier eine Campiermöglichkeit am Rand einer Parkanlage, wo gerade ein Volksfest zu Ehren des Ortsheiligen Abu Haggag stattfindet. Hier treffen wir auf Dieter und Juliane Kreutzkamp, mit ihrem "Methusalem", einem Bruder des WILU, Baujahr 1961. Die beiden Weltenbummler haben damit in den vergangenen 15 Monaten von Kapstadt aus eine grosse Afrikareise hinter sich gebracht, und ihre Schilderungen der äthiopischen und sudanesischen Pisten nötigen uns grossen Respekt ab.  (Karte)
 


 In Luxor ist ein grosses Volksfest im Gange


 "Methusalem", der T1-Bulli der Kreutzkamps

Abdulhamid, ein selbsternannter Parkwächter, verschafft uns gegen ein Bakschisch etwas "Privatsphäre", und des nachts sind wir froh, dass wir "Ohropax" dabei haben...

Das Fest im Park geht seinem Höhepunkt entgegen, die Lautsprecher überschlagen sich bei dem monotonen Sing-Sang. Die Kothaufen wachsen.

Am nächsten Tag soll der grosse Umzug stattfinden, der das Fest beschliesst. Wir machen noch einen Rundgang durch das Menschengetümmel, als urplötzlich eine Panik ausbricht! Die Menschen kreischen und schreien, und laufen auseinander. Wir sehen berittene Polizisten, und mit Knüppeln bewaffnete Schlägertrupps. Später hören wir, zwei Dörfer hätten hier eine alte Fehde austragen wollen, deshalb sei die Polizei so drastisch eingeschritten.

Dann klettern wir alle auf die Dächer unserer Fahrzeuge, und schauen uns den lauten und farbenprächtigen Umzug an.


 Ein Nachfahre Abu Haggags hoch zu Ross
 


 Kamele tragen Scheinsarkophage
 

Am nächsten Tag findet der grosse Ausflug nach Theben West statt, zum Tal der Könige.

Um 5 Uhr morgens nehmen wir die Fähre zum anderen Nilufer, wo uns unser Führer bereits erwartet.

Auf Esels Rücken folgt nun ein lustiger, vierzig Minuten langer Ritt zum Tal der Könige.

In den Grabkammern ist es dunkel, da ist es gut, dass wir Taschenlampen mitgenommen haben.
 


 Lustiger Eselsritt zum Tal der Könige


 Blick ins "Tal der Könige"


 Ohne Taschenlampe geht's nicht

An gefährlichen Abgründen vorbei geht der Ritt zum Tempel der Hatschepsut. Innen gibt es nicht viel zu sehen, imposant ist hingegen die Gesamtanlage.


 Unser Führer vor der Kulisse des Niltales


 Die imposante Anlage des Tempels der Hatschepsut

Zum Schluss besuchen wir das Ramasseum, und dann reiten wir an den zwei Memnons-Kolossen vorbei zurück zur Fähre, die uns wieder nach Luxor bringt.

Dort harrt noch der phantastische Luxor-Tempel unseres Besuches, und die nicht minder beeindruckende Tempelanlage von Karnak.


  Einer der Höhepunkte ist der Luxor-Tempel
 


 Nicht minder eindrucksvoll, der Tempel von Karnak
 

Nach fünf Tagen Luxor geht die Fahrt weiter nach Süden. Die Fahrt nach Assuan verläuft relativ angenehm, im Vergleich zu früheren Etappen.   (Karte)

Die Landschaft ist auch interessanter, denn man fährt hier endlich einmal direkt am Nilufer entlang.

Assuan macht einen wesentlich gepflegteren Eindruck auf uns als die anderen Städte, und die Menschen hier sind ruhiger, gelassener, und angenehmer. 


 Auf der Fahrt nach Assuan nimmt das Niltal
romantische Züge an

Wir campieren hier unbehelligt auf dem Parkplatz der Touristenpolizei. Am nächsten Tag fahren wir hinaus zum alten Assuan-Staudamm, fotografieren und filmen, bis uns wütende Militärs "No, no!" hinterherrufen. Alles geheim hier!

Aus dem gleichen Grund ist es unmöglich, den neuen Damm zu besichtigen, so dass wir den einstigen Steinbruch der Pharaonen ansteuern. Dort bewundern wir den Obelisken, der wegen eines Risses im Gestein nie fertiggestellt wurde.


 Der WILU auf dem alten Assuan-Damm
 


 Wegen eines Risses wurde dieser Obelisk nie fertig
 

Am Nachmittag machen wir dann zusammen mit Dieter und Ursel eine Segelpartie auf dem Nil. Das ist bis jetzt das schönste Erlebnis in Ägypten.

Ruhig und friedlich zieht das Boot an Kitchener Island und an der Insel Elephantine vorbei, und einen schönen Blick haben wir auf das altehrwürdige "Cataract Hotel", Drehort der Verfilmung von Agatha Christie's "Tod auf dem Nil".
 


 Segelpartie auf dem Nil bei Assuan
 


  "Elephantine"


 Assuan, das altehrwürdige "Cataract Hotel"

Nun geht's wieder nach Norden, und da die Alternativroute entlang des Roten Meeres aus militärischen Gründen gesperrt ist, fahren wir auf der gleichen Route zurück nach Luxor.
Die Fahrt nach Asyut ist widerwärtig wie gehabt. Zwischendurch besuchen wir den Tempel von Abydos, der gefällt uns sehr gut, wegen seiner Wanddarstellungen und der berühmten Königsliste.  
 (Karte)
 

 
Der Tempel von Abydos gefällt wegen seiner Wanddarstellungen und der berühmten Königsliste

In Asyut wollen wir wieder auf dem Universitätsgelände campieren, was man uns leider verbietet. Also stellen wir uns an einen Nilkanal, in der Nähe einer Militärwache. Das geht auch ganz gut, bis mitten in der Nacht Männer auf den WILU schlagen und verlangen, wir sollen aufmachen. "We are policemen!" Als wir toben, sie sollten abhauen, verschwinden sie. Kurz darauf wiederholt sich das Ganze noch einmal, erst dann lässt man uns in Ruhe. Da hilft auch kein Ohropax!

Dagegen erscheint unser alter Standplatz in "Sahara City" bei Gizeh als Hort der Ruhe. Weitere zwei Tage verbringen wir hier, mit Souvenirkauf im Khan-Khalili-Bazar, und in netter Gesellschaft sind wir auch, denn hier treffen wir auch die Kreutzkamps wieder.

Die Fahrt aus Kairo raus verläuft auf kleinen Irrwegen, doch schliesslich fahren wir auf der Delta-Strasse durch eine flache, grüne Landschaft, die von Bewässerungskanälen durchzogen wird.                         (Karte)

In Alexandria übernachten wir nochmals im Park des Montassah-Palastes, nutzen unseren Aufenthalt in der Stadt für Einkäufe, füllen unsere Vorräte auf. Wir kaufen Corned Beef, Thunfisch, Marmelade und Zucker, u.a.m. Der Fastenmonat Ramadan beginnt bald, da wollen wir gut versorgt sein.


 Bewässerungskanal im Nildelta

Am 28. August verlassen wir Alexandria, fahren auf der Küstenstrasse nach Westen, kommen durch eine unaufgeräumte Landschaft. Kalkige Lehmhügel, von verkrüppelten Feigenbäumen und Kakteen bestanden, dazwischen eingestreut sind Wohnhütten und Militärcamps. Schon vor Tagen hatte die "Deutsche Welle" auf Kurzwelle in ihren Nachrichten von erneuten Spannungen zwischen Libyen und Ägypten und von Bombenattentaten berichtet. Hoffentlich machen die jetzt nicht die Grenze dicht!  (Karte)


    Die Gedenkstätte von El Alamein erinnert an den         Wahnsinn des Afrikafeldzuges im 2. Weltkrieg

In El Alamein besuchen wir die Gedenkstätte für die hier im letzten Weltkrieg gefallenen deutschen Soldaten. Welch ein Wahnsinn!

Weiter geht die trostlose Fahrt. Zur Rechten taucht ab und zu hinter einer langen Düne leuchtend hellblau das Mittelmeer auf. Zur Linken erstreckt sich eine eintönige, wellige Wüstenlandschaft, stellenweise mit niedrigen Stachelgewächsen bestanden. Irgendwo in der Ferne liegt die Kattara-Senke.

15 Km hinter Marsa Matruh stossen wir auf eine Strassensperre. Ein freundlicher Herr erklärt uns, dass wir erst morgen früh weiterfahren dürften. Wir befinden uns hier im Aufmarschgebiet der ägyptischen Truppen, die ihren libyschen Nachbarn im Auge behalten. Die Grenze scheint aber wohl offen zu sein.

So werden wir also voraussichtlich morgen, nach insgesamt 27 Tagen und 4.500 Km in Ägypten, nach Libyen einreisen.   (Karte)


"Teil 1: Ägypten I"

"Teil 3: Libyen "