WILU's Reisen
Die grosse Reise zur Elfenbeinküste

Teil 5

Durch Obervolta zur Cote d'Ivoire
30.11. - 17.12.1982

(Reiseroute Teil 5)

 

Am 30. November stehen wir an der Zollstation Torodi, wo ruck-zuck unser Carnet ausgetragen wird. Dann geht es auf Piste weiter bis Mankalondi, wo die Polizeiabfertigung erfolgt. Nur 10 Minuten dauert das, und die Fahrt geht weiter auf der immer schlechter werdenden Piste, die jetzt Wellblech und viele Löcher und Rinnen aufweist. Irgendwo auf diesem Stück überqueren wir die Grenze nach Obervolta, und dann stehen wir vor dem Polizeiposten von Kanchari, wo wir offiziell einreisen.

5 Minuten später fahren wir ein Stückchen weiter zum Zoll, wo wir sehr nett und freundlich abgefertigt werden. Man stellt uns für Fahrzeug und Wertgegenstände ein "Laissez passez" aus, durchsucht nicht mal das Auto.

Die weitere Piste ist miserabel, mit viel "Wellblech" und starken Auswaschungen durch die letzte Regenzeit.
 

   
           Zusammen mit dem Hanomag rollen wir über                                             Obervoltas Pisten

Wir campieren links der Piste auf einer Lichtung, verbringen unserer erste Nacht in Obervolta! Als wir nach dem Frühstück die Fahrt fortsetzen, reisst am WILU das Kupplungsseil. Kein Problem, da wir Ersatz dabeihaben, und so holpern wir bald weiter, zusammen mit dem Hanomag "Ali Baba", über die ausgewaschenen Pisten nach Westen.         (Route)


 Wir helfen mit unserer Luftpumpe aus


 Rastplatz unter einem Baobab

Bei Fada N'Gourma beginnt eine neue Asphaltstrasse. Ein völlig überladenes Buschtaxi hat eine Reifenpanne, und wir helfen mit unserer Luftpumpe aus. Kurz darauf suchen wir einen Standplatz am Ufer eines kleinen Stausees. Wir rasten unter einem gewaltigen Affenbrotbaum, Fred hängt seinen Duschkanister an unser Auto, und wir nehmen alle ein erfrischendes Duschbad. Dann ziehen die Beiden mit der Angel los in Richtung See, in der Zuversicht, sich so ihr Abendbrot verschaffen zu können.

Auf guter Strasse geht es weiter nach Koupela, danach ist der Asphalt nicht mehr so makellos, er hat streckenweise tiefe Schlaglöcher, und es gibt eklige Stufen an den Brücken. Am frühen Nachmittag erreichen wir die Hauptstadt Ouagadougou, und zwar zu den Klängen einer Musikkassette, auf der gerade Bill Haley sein „Razzle-Dazzle“ zum Besten gibt, mit dem Refrain "a-waka-do, waka-do".     (Route)

    
                 Eine Rinderherde umlagert ein Wasserloch

Die Hauptdurchgangsstrasse ist übersät mit Schlaglöchern, dazu wimmelt es vor Hunderten von Fahrrad- und Mopedfahrern. Wir fahren nach Westen, die Sonne blendet, es ist kein schönes Fahren. Wir kommen an einem Unfall vorbei, ein Mopedfahrer ist verunglückt, Die Ambulanz kommt schon herbei. Die Mopedfahrer tragen Kalebassen als Helme, aber die halten im Ernstfall nicht viel ab.
 


 Warten auf Kundschaft im Markt
  von Ouagadougou
 


 Geier an den Metzgerständen warten auf
ihre Chance
 


 Fred mit einem der landesüblichen Hüte
 


 Karin, bei einer Cola-Pause
 

An der Post holen wir unsere Briefe ab, sofort umringen uns bettelnde Kinder und Frauen, und auch Strassenverkäufer. Wir kaufen Brot bei einem Gang über den Markt, genehmigen uns eine kalte Cola.

Durch das Fahrrad- und Motorradgewimmel fahren wir dann weiter nach Westen, und finden ca. 10 Km ausserhalb der Stadt rechts der Strasse ein gutes Fleckchen zum Stehen.Wir haben gerade die Autos abgestellt, als ein Peugeot-Kleinlaster auf uns zufährt. Ein etwas dicklicher, kräftiger Mann steigt aus, und spricht uns zu unserer Verwunderung auf deutsch an. Gilbert Ouedraougou heisst er, und er hat vor 13 Jahren in Alsfeld / Oberhessen Hochbautechnik studiert. Wir unterhalten uns ein wenig, dann lädt er uns für Samstag ein. Wir möchten uns um 15.00 Uhr in der Bar des Hotels Indépendance einfinden. Die Einladung nehmen wir gerne an.

Von dem Putsch ist tatsächlich nicht mehr viel zu bemerken, ausser dass eine nächtliche Ausgangssperre besteht. Aber das stört uns hier in der Pampa nicht.

Den nächsten Tag verbummeln wir an unserem Standplatz, nur kurz fahren wir zum Wasser holen und Einkaufen. Dann ist es Samstag, und wir fahren zu unserer Verabredung ins Hotel Indépendance. Monsieur Gilbert lädt uns zu sich nach Hause ein, und wir steigen in seinen Benz, den ihm Freunde aus Karlsruhe mitgebracht haben. Er fährt eine Runde um den kleinen Stausee im Norden von Ouagadougou, dann steuert er sein Haus in einem Dorf vor der Stadt an.

Stolz führt er es uns vor, mit Papayas im Garten, sehr schön. Das Wohnzimmer ist gut ausgestattet mit Sitzmöbeln, Fernseher, Nordmende-Galaxy-Empfänger, Stereoanlage. Wir trinken Bier, Cola und Fanta, plaudern und knabbern Erdnüsse. Gilbert spricht noch ganz gut deutsch, erzählt aber wenig über das Land, sondern will eher an seine Zeit in Deutschland anknüpfen.

Um halb 9 sind wir wieder zurück an unserem Platz in der Savanne. Heute abend nerven uns viele fliegende Insekten, daher geht’s bald ins Bett.

Vor der Weiterfahrt suchen wir noch einmal den grossen Markt auf, verlassen Ouagadougou um die Mittagszeit, haben aber schon bald eine Zwangspause, da Fred eine verlorengegangene Schraube an der Lichtmaschinenhalterung ersetzen muss.

Mit einer Zwischenübernachtung fahren wir weiter auf der Hauptstrecke nach Bobo Diulasso.    (Route)  
 

   
            Eines der typischen Dörfer entlang der Strasse
 


 Wir kommen der Sache näher
 


 Mittagspause, mit 22 Zuschauern in
repektvollem Abstand

Wir schlendern über den schönen Markt von Bobo, in einer Ecke gibt es auch interessantes Kunsthandwerk. Schöne Batiken halten uns gefesselt, solange wir glauben, das Stück koste nur 1.500 CFA. Als sich aber herausstellt, dass der Preis 8.500 CFA beträgt, erlischt unser Interesse vorerst.
 

 
 Der Markt von Bobo Diulasso ist reichhaltiger und interessanter als der von Ouagadougou
 

Viel Obst und Gemüse gibt es hier, auch ist es recht billig, so dass wir uns schon jetzt sehr auf die vermeintlich noch üppigere Elfenbeinküste freuen.

Wir suchen noch vergeblich einen See, an dem es Flusspferde geben soll, und beenden den Tag wieder mal "im Gebüsch".

Hier gibt es zu meinen Ehren noch eine kleine Geburtstagsfeier.
 

    
                                   Geburtstagsfeier am Abend
 


                       Lauschiger "Urwald" am Fluss Kou

Noch einmal gehen wir auf die Suche nach den Flusspferden, landen am Fluss Kou, inmitten eines schönen Urwaldes. 

Der Hanomag hat auf der Piste grosse Probleme. Erst klemmt das Gasgestänge, dann verschiebt sich die ganze Vorderachse in einer tiefen Bodenwelle. Auf meinen Rat hin löst Fred die Schrauben der Halteklammer, bindet ein kräftiges Seil links um die Achse, und das andere Ende an einen Baum.

Dann strafft er das Seil, und fährt mit dem Wagen ein paarmal ruckhaft zurück. Siehe da, die Achse sitzt bald wieder an Ort und Stelle!

Wir fahren zurück zu einer weiten Lichtung, und campieren hier die Nacht über. Und weil es eigentlich ein schöner Platz mit fliessendem Wasser ist, legen wir hier auch noch einen Ruhetag ein.

Wir sitzen gerade beim Frühstück, als graue Rauchschwaden aufsteigen. Brandrodung, der Busch brennt.
 


        Rastplatz mit fliessend Wasser am Flusse Kou
 


 Brandrodung ist hier üblich vor Bestellen
  der Felder
 


 Gut, dass uns das Feuer nicht im Schlaf
überrascht hat
 

Kuhreiher und andere Vögel flattern in Scharen auf, sie sitzen vor den Flammen, und warten auf flüchtende Beute. Toll, wie die Flammen in dem trockenen Gras knistern und prasseln. Am Himmel kreisen bunte Vögel, rote und blaue. Das Feuer kommt auf breiter Front, vom Wind getrieben, rasch auf uns zu, so dass wir die Autos durch eine Furt auf die andere Seite des Flusses bringen. Das Schauspiel fasziniert uns, allerdings, wäre das Feuer früher gekommen, so hätte es uns auch im Schlaf überraschen können.

Noch einmal kaufen wir Melonen, Bananen und Tomaten auf dem Markt von Bobo, dann fahren wir in Richtung Grenze. Am Ortsausgang von Banfora müssen wir uns einer Kontrolle unterziehen, bei der die Beamten nach der Kfz-Versicherung fragen. Wir haben hier in Obervolta keine abgeschlossen. Zum Glück kann ihnen Gertrud weismachen, dass unsere grüne Versicherungskarte hier Gültigkeit habe!

Kurz darauf, in Niangoloko, erledigen wir schnell und problemlos die Grenzformalitäten für Obervolta. Wir können weiterfahren, und kurz darauf suchen wir uns einen Übernachtungsplatz rechts der Strasse, in einem mit Schotter übersäten Gelände, ausserhalb der Sichtweite der Strasse. Morgen reisen wir in Elfenbeinküste ein!      (Route)  
 


Ein glücklicher Augenblick, als wir die Grenze zu Elfenbeinküste überqueren
 

Der 11.12.1982 ist der grosse Tag an dem wir endlich in Elfenbeinküste einreisen! Zunächst noch auf Asphalt , erreichen wir die einspurige Eisenbrücke über den Leraba-Fluss, welches die Grenze zur "Côte d’Ivoire" bildet.

Am Zoll von Ouangolodougou fertigt man uns sehr freundlich und zügig ab, man begnügt sich mit der Abstempelung des Carnets und der Eintragung des WILU in dicke Bücher. Keiner verlangt eine Versicherung, wieder Geld gespart.

Wir fahren in den Ort rein, und suchen die Station der Grenzpolizei. Es ist schon leicht absurd, dass uns kein Mensch sagen kann, wo die Grenzpolizei ist. Schliesslich fahren wir noch einmal zurück zum Zoll, und fragen dort. Ein Stück ausserhalb des Ortes, an der Piste nach Süden, finden wir dann auch den Posten der Grenzpolizei, nachdem wir kurz vorher einen Strassenkontrollposten aus dem Mittagsschlaf wecken mussten. Die Polizeiabfertigung dauert dann auch nur ¼ Stunde.

Der Schlag trifft uns an einer Tankstelle. Der Liter Normalbenzin kostet 290 CFA = 2,06 DM! Und das in einem Erdölförderland!

Ferkéssédougou ist ein schäbiges Nest. Eine Strassenkreuzung mit Verkaufsbuden und einigen Hütten drumherum. Wir halten uns in Richtung Korhogo, fahren dann von der Strasse ab ins Gelände. Mücken fallen über uns her, und bald wimmelt das ganze Auto davon.

Fred hat Kopfschmerzen und lichtempfindliche Augen, und auch ich habe erhöhte Temperatur. Daher legen wir in der Nähe von Korhogo erst mal drei Ruhetage ein, in denen wir uns wieder erholen.

In Korhogo können wir wichtige Besorgungen machen und auch Wasser auffüllen, dann setzen wir die Fahrt fort, mit der grossen Richtung Abidjan. In Katiola gibt es billige Papayas, auch Bananen, Orangen und Kokosnüsse. Mit Gemüse sieht es nicht so doll aus. Nur matschige Tomaten, Süsskartoffeln und holländische (!) Zwiebeln werden angeboten. Auf unserem Rastplatz am Abend kochen wir dann Papaya-Marmelade.           (Route)

Hinter Bouaké führt die Strecke teilweise durch schönen Regenwald, die Landschaft hat sich allmählich gewandelt. Die Steppen und Savannen des Sahel liegen hinter uns, hier ist jetzt alles feuchter, grüner und bewaldeter.

Entsprechend hat sich auch das Klima verändert, es ist 37 Grad heiss, und dabei sehr schwül.

    
           Längst hat sich der Übergang vom Grasland zum
                                           Regenwald vollzogen

An einer Steigung hören wir ein Geräusch, welches wir beide als Reifenpanne identifizieren. Ich fahre noch hoch auf die Kuppe, da ist auch rechts eine kleine Stelle zum Ausweichen. Ich steige aus, komisch, kein Reifen defekt! Ich lege nochmals den 1. Gang ein und versuche anzufahren, doch nur ein mahlendes Geräusch ist zu hören, dabei bewegt sich der Wagen keinen Millimeter!


                         Eine böse Überraschung:
                        Die Radtrommel ist defekt
 

Getriebeschaden, Differentialschaden, geistert es mir durch den Sinn! Dann bemerke ich, dass die Kronenmutter an der linken Hinterachswelle schon Spuren in die Radtrommel gefressen hat. Klar, die Reparatur aus El Golea! Ich baue die Radtrommel ab, die Nuten sind total weg, die Achswelle dreht also frei durch. Die Trommel ist hinüber, die müssen wir ersetzen.

Gertrud holt die Ersatztrommel vom Dach, welche wir in der Sahara abgebaut hatten. "Die sieht grösser aus...“ meint sie zaghaft.

Bald darauf ist es gewiss, dass das Ding zu gross ist, und nicht passt! Da haben wir im Schweisse unseres Angesichts eine Radtrommel abgebaut, die gar nicht passt!
 

Es gelingt mir nochmals, die Trommel mit Blechstreifen auf der Achse festzuklemmen, und so können wir wenigstens ein Stück bis zum nächsten Weg fahren, der zum Glück nur 200 Meter weiter nach links von der Strasse abgeht.

Der Platz ist auch recht schön, vor allem schön grün. Als wir erst mal verschnaufen und uns ruhig hinsetzen, kommt mir auch schon eine Idee, wie wir das Problem lösen könnten.

In die Radtrommel muss ich neue Nuten feilen, dann kann die Trommel mit deren Hilfe auf der Achswelle verkeilt werden.

    
             Mühsam feile ich neue Nuten

Fred und Karin zweifeln, ob sich die viele Arbeit lohnt, sie sind für Abschleppen. Aber erstens kann der WILU so gar nicht abgeschleppt werden, ohne noch mehr kaputt zu machen, und zweitens soll er aus eigener Kraft Abidjan erreichen!


        Die Reparatur macht Fortschritte, und wir sind
                                            guter Hoffnung

Am nächsten Morgen beginne ich, mühsam sechs Nuten in die defekte Radtrommel zu feilen. Ich bin ständig schweissgebadet, und eine echte Qual sind die kleinen Fliegen, die einen unentwegt umschwirren, und in Augen und Nase kriechen.

Von Zeit zu Zeit greife ich sogar zum Insektenspray und sprühe mir den Kopf ein, eine Tat der Wut und Verzweiflung.
 

So feile ich, triefend vor Schweiss, Stunde um Stunde, bis bei Einbruch der Dunkelheit sechs neue Nuten fertig sind. Sie sind ca. 5 mm breit und 6 mm tief.

Derweil hat Fred aus 8 mm-Gewindestäben sechs vierkantige Keile vorbereitet. Die Vollendung der Reparatur erfolgt am nächsten Tag, indem ich die Keile in die Nuten treibe, und so auch eine kraftschlüssige Verbindung zu den Nuten der Achswelle herstelle.

Während der ersten Kilometer lauschen wir angespannt auf jedes Geräusch, auch steige ich ein paarmal aus, um an dem Rad zu wackeln. Alles bombenfest! Vor Ndouci beginnt eine vierspurige Schnellstrasse, die wir schon bei Sikensi verlassen, um auf schmaler Strasse durch Dabou weiter zu fahren. Das Meer ist so nah, da wollen wir einen Übernachtungsplatz am Strand finden.       (Route)

 


"Teil 4:
Von In
 Guezzam
nach Niamey"

"Teil 6:
Strand von Jacqueville
und Abidjan"