WILU's Reisen
Griechenland  -  Kreta  1979

Teil 2
12.9. - 6.10.1979

 

Und dann ein fünfstimmiges: „Aaahhh!!“ Vor uns liegt ein "Südsee-Traumstrand". Weiss-rosa Sand, türkisfarbenes Wasser in allen Schattierungen, Tamarisken bis ans Ufer, herrlich!

Es sind bereits drei oder vier Autos hier, doch der Strand ist gross genug. Wir suchen einen schattigen Standplatz und stürzen uns ins Wasser. Einfach unbeschreiblich herrlich! Es ist absolut sauber und angenehm, schöner als jedes Schwimmbecken. Der Sand ist tatsächlich stellenweise rosa, von kleinen Muschelkalkstückchen. Das einzig Störende ist der anhaltend heftig wehende Westwind.    (Karte Kreta)

 
Am Strand gegenüber der Insel Elafonisi erwarten uns kristallklares, türkisfarbenes Wasser,
und feiner rosa Sand
 

 
 Ein Baum spendet zwar Schatten, doch der WILU bietet nur ungenügenden Windschutz
 

Am nächsten Tag baden wir wieder ausführlich, und am Nachmittag wickeln wir die Kameras in Plastiktüten, und waten hinüber zur Insel Elafonisi.

Es sind nur etwa 50 Meter, und an der tiefsten Stelle reicht mir das Wasser bis zur Brust.

Auch hier auf der Insel ist es herrlich. Rosafarbener Sand, schwarze Felsen im Wasser, einwärts grosse Dünen, mit Blumen bestanden, welche an Osterglocken erinnern.
 


 Wir waten hinüber zur Insel Elafonisi


 

Die Südseite der Insel besteht aus einem Felsrücken, auf welchem sich ein kleiner Leuchtturm erhebt. Bis dorthin ist es uns zu weit, so gehen wir durch die Dünen hinüber zur Westseite.

Die zeigt ein wesentlich unwirtlicheres Bild. Hier herrscht schwarzer Fels vor, umspült von einer starken Brandung.
 

 
 Auf der Insel befinden sich Sanddünen und schöne Badebuchten
 


  "Neptun" Rainer am Strand von Elafonisi


 Reizvolle Blüten am Rande der Dünen

Am dritten Tag weht der Wind noch heftiger, was doch stark unsere Gemütlichkeit stört. Alles muss festgehalten werden, sonst fliegt es davon. So beschliessen wir schweren Herzens, noch am Nachmittag diesen Ort zu verlassen.
 

 
 Durch die Berge führt eine Schotterpiste direkt nach Hania

Für den Rückweg nach Hania wählen wir den kürzeren Weg, der durch die Berge führt. Er ist ebenfalls unbefestigt, aber gut befahrbar. Dann geht es weiter nach Rethimnon, zu dem schönen Campingplatz "Arkadia".
                                                    
(Karte Kreta)

Am Abend suchen wir den alten venezianischen Hafen von Rethimnon auf. Diese Idylle ist inzwischen getrübt durch zwei lautstarke Discos, und die Stühle und Tische vor den Kneipen haben sich verdreifacht.
 


In unseren Augen romantisch:
Der alte Hafen von Rethimnon


Die Zahl der Tische vor den Lokalen
hat sich verdreifacht

Zwei Tage verbringen wir in Rethimnon, mit Baden am Sandstrand des Campingplatzes und mit Rundgängen in der Altstadt. Bei einem dieser Bummel laufen uns Abi und Madeleine wieder über den Weg. Sie waren zwischenzeitlich auf Santorin, und suchen jetzt ein billiges Hotel.

Heraklion ist unser nächstes Ziel. Am Morosini-Brunnen trifft Rainer Bekannte aus Wiesbaden, klein ist die Welt!

Wir fahren weiter, und besichtigen die Reste der minoischen Palastanlage von Mália.

Zur Übernachtung fahren wir auf den Caravan-Camping bei Chersonissos.                      (Karte Kreta)   
 


Mália ist eine der minoischen Palastanlagen auf Kreta


         Der "Caravan Camping" liegt direkt am Meer

Nach dem Frühstück brechen wir dann auf nach Knossos, zum Palast des Königs Minos. Sicher kann man dieRestaurierung einzelner Palastteile, die auf den Engländer Arthur Evans zurückgehen, auch kritisieren, aber auf jeden Fall ist Knossos immer wieder einen Besuch wert.

Vor der Reise habe ich das Buch "Wohin der Stier Europa trug", von Hans Georg Wunderlich gelesen. Darin vertritt er die These, Knossos sei kein Königspalast, sondern Zentrum eines Totenkultes gewesen. Sehr schlüssig, was er da schreibt, ist auf jeden Fall interessant, besonders wenn man einige seiner Feststellungen "in situ" überprüfen kann. Dreieinhalb Stunden streife ich durch die Anlage, und meine Mitreisenden erwarten mich deshalb leicht angesäuert auf dem Parkplatz...
 

 
Knossos, Palast oder Tempel?   Der Engländer Evans liess viel in Beton rekonstruieren
 


 Delphindarstellungen im "Megaron der Königin"
 


 Auch weltberühmt, der "Lilienprinz"
 

Es folgen Souvlaki und Archäologisches Museum, und derart gut gefüllt mit Speise und Kulturgut fahren wir dem nächsten minoischen Highlight entgegen, dem Palast von Phaistos.                    (Karte Kreta)

Zuvor legen wir aber noch eine Übernachtung ein, in einem Olivenhain bei der Ortschaft Mires.


 Die minoische Palastanlage von Phaistos

Nachdem wir dann die fast menschenleere Ausgrabungsstätte von Phaistos besucht haben, steuern wir den WILU in Richtung Plakias. Diesen schönen Ort hatten wir 1975 zum ersten Mal besucht, auf der Rückreise von Persien und Afghanistan. Im angenehmen Ambiente der Rucksackreisenden und der familiären Gastfreundschaft der Einheimischen hatten wir uns dort zwanzig Tage lang ausgesprochen wohl gefühlt. Deshalb waren wir jetzt gespannt, ob das wohl noch so sein würde?                   (Karte Kreta)
 


         Plakias hat eine neue Anlegestelle bekommen
 

Auf den ersten Blick hat sich nicht viel verändert. Jorgo sitzt am Tisch mit Freunden, er kennt noch unsere Namen, freut sich, und spendiert uns einen Begrüssungskaffee. Sofia ist in einem der Zimmer oben. Als sie herunterkommt, schaut ganz entgeistert, und starrt uns mit offenem Mund an. Langsam fällt der Groschen, und auch sie erkennt uns wieder. Tochter Virginia ist nicht da, sie arbeitet in Rethimnon. Aber Sohn Efthimios ist anwesend, hilft seinem Vater auf dem Boot.
 


 Jorgos und Sofia beim Fischeputzen
 


 Jorgos, ein symphatischer Gemütsmensch
 

Rainer mietet bei Sofia ein Zimmer, wir stellen uns zum Übernachten mit dem WILU an den Strand. Viel verändert hat sich in den vier Jahren nicht, aber es sind jetzt mehr Leute hier, es ist nicht mehr ganz so intim.

Die nächsten dreizehn Tage bleiben wir hier, verbringen schöne, geruhsame Tage.
              
                    
(Karte Kreta)


Treff zum Essen, Trinken und Plaudern:
Sofias Restaurant
 

 
Der lange Kiesstrand von Plakias.   Hier übernachten wir ungestört in unserem WILU
 


                   Frühstück bei Sofia, mit viel Blödelei

Gleich am Abend des ersten Tages treffen auch Abi und Madeleine in Plakias ein. Jetzt sind wir doch eine ganz lustige Runde.

Morgens sitzen wir unter Tamarisken vor Sofias Restaurant, frühstücken Weissbrot mit kretischem Honig, dazu gibt's Nescafé, und hinterher noch ein gutes griechisches Joghurt. Und es wird viel gelacht.

Zum Baden fahren wir für gewöhnlich zum unberührten Strand von Amoudi, eine Bucht, die malerisch von Felsen eingerahmt ist. Hier kann man auch sehr schön schnorcheln. Abends sitzen wir dann noch lange in angenehmer Gesellschaft vor Sofias Lokal, bei Bier, Retsina und Ouzo.
 

 
Die unberührte Bucht von Amoudi.  Hier baden wir oft und gerne, und bereiten
in der Bordküche des WILU einfache Mittagsessen zu
 


              Westwind treibt die Wellen an den Strand

Etwas Aufregung gibt es, als ein junges Pärchen von einem unachtsamen Kleinlaster vom Motorroller gestossen wird. Stefanie, ein deutsches Mädchen, hat eine tiefe Wunde am Knie, ihr australischer Begleiter Wayne blutet aus einer Platzwunde am Kopf. Ein Franzose verbindet die Beiden notdürftig, doch sie müssen zum Arzt. Ich richte das Bett im WILU her, und transportiere sie dann liegend ins eine Fahrstunde entfernte Krankenhaus von Rethimnon.  
                    
(Karte Kreta)

Dort dauert es lange, bis sich einer kümmert. Wayne bekommt die Kopfwunde genäht, doch Stefanie braucht einen Chirurgen. In der Klinik ist keiner, so fahren wir zu einer Privatpraxis in der Nähe des alten Hafens. Der Arzt hat in Heidelberg studiert, spricht demzufolge gut deutsch.

Stefanie bekommt die Kniewunde genäht, sie wimmert arg dabei. Wayne liegt derweil auf dem Sofa. Die zwei anwesenden Arzthelferinnen kichern, weiss der Geier worüber. Stefanie bekommt dann ein Bett in der Klinik, und Wayne kommt mit mir zurück nach Plakias. Zwei Tage später können wir auch Stefanie aus dem Krankenhaus abholen.
 

 
 Auf einer reizvollen kleinen Wanderung zur alten Ölmühle
 

Von Plakias aus unternehmen wir auch kleinere Ausflüge. So fahren wir auf kleinen Nebenstrassen für einen Tag nach Chora Sfakion, besuchen ein anderes Mal die minoischen Reste von Agia Triada.

Und wir wandern zu Fuss von Plakias aus zu einer 1,5 Km entfernten alten Ölmühle, stossen hier auf ein munteres Bächlein in einem romantischen Tal, in dem der Oleander blüht. Eine alte Bogenbrücke, die hinüber führt zur Ölmühle, überspannt das Tal.

    
          Agia Triada:  Villa oder Residenz von 1500 v.Chr.

Am 3. Oktober heisst es Abschied nehmen von Sofia, Jorgos, Virginia und Efthimios, und natürlich von Plakias. Durch die Kourtaliotiko-Schlucht folgen wir der Strasse nach Rethimnon, holen hier nach, was wir bisher versäumt hatten, nämlich einen Besuch des Burgbergs, der gekrönt wird von den Ruinen einer Festung aus dem 14. Jahrhundert. Störche ziehen hoch über unseren Köpfen weiter nach Süden, und erinnern uns daran, dass der Winter bald naht.                                                     (Karte Kreta)


 Über Rethimnon thront eine Festung aus
 dem 14. Jahrhundert
 


 Minaretts erinnern an die lange Herrschaft der Türken
 


    Reste einer Moschee innerhalb der Festungsmauern

Am Abend gehen wir in Hania an Bord der Fähre, die uns zurück nach Piräus bringt. Die Nacht verbringen wir wieder zünftig mit Schlafsäcken an Deck.

Frühstück in einem kleinen Café in Piräus. Es gibt starken Kaffee und süsse Stückchen. Zügig fahren wir dann nach Norden, überqueren bei Evzoni-Gevgelija die Grenze zu Jugoslawien, und übernachten in der Nähe von Skopje.                      (Karte)

Tags darauf durchqueren wir Jugoslawien auf dem "Autoput", der nichts anderes ist als eine Fernverkehrsstrasse, mit schier endlosen Kolonnen von Lastwagen. Diese Fahrerei, und das ständige Lauern auf Überholmöglichkeiten, strengt sehr an. So kommen wir über Nis, Belgrad und Zagreb nach Österreich, wo wir in der Nähe von Graz auf einer Wiese übernachten. Obwohl es kühl und feucht ist, legt sich Rainer mit seiner Luftmatratze neben das Auto.
 

 
 Feucht und kühl, die letzte Übernachtung auf eine Wiese bei Graz

Somit bricht der letzte Reisetag an, und ohne besondere Vorkommnisse fahren wir über Salzburg, München, Nürnberg und Würzburg zurück nach Wiesbaden.                                                           (Karte)  
 


"Griechenland-Kreta 1979" Teil 1

"WILU's Reisen"