Die zweite Restaurierung

 

Nach der langen Afrika-Reise war eine gründliche Kur für den WILU angebracht. Acht Jahre (1976 - 1983) hatte er sich nun im Alltag und auf langen, strapaziösen Reisen abgerackert, und besonders der Monate lange Aufenthalt in dem tropisch-feuchten Klima der Elfenbeinküste hatte unübersehbare Spuren hinterlassen. Sandstürme, Steinschlag, und eine oft gnadenlos brennende Sonne hatten dem Lack stark zugesetzt, und an zahlreichen Stellen hatte der Rost zu blühen begonnen.

Bereits in der letzten Phase unserer Afrika-Reise hatte ich in Südspanien damit begonnen, vergammelte Karosserieteile herauszutrennen, aus Tafelblech nachzubilden, und dann mit Hilfe zweier Autobatterien und 2,5-mm-Schweisselektroden anzuschweissen. Meine Werkzeuge und Hilfsmittel waren also denkbar bescheiden, und bestanden, ausser dem beschriebenen "Schweissgerät", aus Blechschere, Meissel, diversen Hämmern und Zangen, sowie ein paar Winkeleisen und Schraubzwingen.


 Vergammelte Teile trenne ich heraus
 
 


 Schweissen mit Autobatterien geht besser als
man denkt
 


            Ein neuer, handgefertigter Radausschnitt
 

Zurück in Wiesbaden, setzte ich das begonnene Werk fort. Weil's bisher eigentlich ganz gut geklappt hatte, behielt ich die bewährten Arbeitstechniken auch weiterhin bei.

Natürlich war nach der Reise die Kasse leer, weshalb der Ankauf von Spezialwerkzeugen gar nicht erst in Erwägung gezogen wurde. Und die Arbeiten einer Fachwerkstatt zu übertragen, diese Idee war so abwegig, dass sie gar nicht erst aufkam.

Wie bereits im Reiseteil kurz beschrieben, schaltete ich zum Schweissen zwei Autobatterien hintereinander, so dass 24 Volt zur Verfügung standen. Die Verbindungen wurden mit dicken Starthilfekabeln durchgeführt, wobei ich an einer Klemme eine Halterung für die Elektroden gebastelt hatte.

Die Batterien wurden über Nacht aufgeladen, lieferten dann aber zuviel Strom, so dass beim Schweissen Löcher ins Blech brannten.

Eine Schweissstromregelung musste her, und die bestand aus mehreren Metern eines dünneren Starthilfekabels, das nach Bedarf in den Stromkreis eingefügt wurde. Dieses Kabel wirkte als Vorwiderstand, setzte also die Stromstärke herab, und verwandelte den Überschuss in Wärme. Das funktionierte ganz ausgezeichnet, so dass das Einbrennen von Löchern recht gut vermeidbar war. Eine saubere, professionelle Naht konnte man damit natürlich nicht hinlegen, aber das war ja auch gar nicht nötig. Die meisten Bleche wurden im Zentimeterabstand angepunktet, bei Bedarf wurden die Punkte noch dichter aneinander gesetzt. Da mir zur Nachbearbeitung keine Flex zur Verfügung stand, bestückte ich meine Bohrmaschine mit einer Schruppscheibe, und schliff damit die groben Unebenheiten weg.

Hohlräume versiegelte ich anschliessend mit einem speziellen Sprühwachs, während die Vorderseiten einen satten Anstrich mit Rostschutzfarbe bekamen. Später wurden dann sichtbare Unebenheiten und Schweisspunkte mit "Prestolith" verspachtelt.

Auf diese Art erneuerte ich die Radausschnitte der Vorderräder, die Schweller auf beiden Seiten, die Querholme und Teile des Bodenbleches, die linke B-Säule im unteren Bereich, und den unteren Bereich der Frontpartie, der sich hinter der Stossstange befindet.

Bei der anschliessenden TÜV-Untersuchung gab's auch keine Probleme damit, beanstandet wurde nur, dass die Vorderbremse ungleichmässig zog, und die Heizung nicht funktionierte. Auch das konnte ich in Ordnung bringen, und so diente der WILU wieder als Alltagsfahrzeug.

Im darauffolgenden Sommer (1984) setzte ich die Renovierungsarbeiten fort, wobei zunächst der Innenraum an die Reihe kam. Ich ersetzte die Wandverkleidungen, die Polster und Bezüge wurden erneuert, und bei Ikea wurden wir fündig auf der Suche nach neuen grün-weissen Vorhängen. Ein tiefer Griff ins Portemonnai ermöglichte den Ankauf eines neuen Gaskochers und einer Inox-Spüle, beide von der Firma "Smev" speziell für Caravans und Wohnmobile. Die Möbel wurden neu lackiert, und erneuert wurde auch der Fussbodenbelag.

Dann wurde auch das Äussere kosmetisch überarbeitet. Das bedeutete haupsächlich tagelanges Spachteln und Schleifen, Spachteln und Schleifen, das nahm kein Ende.

Das Lackieren übertrug ich diesmal einer Fachwerkstatt, nachdem ich ja die zeitaufwändigen Vorarbeiten schon selbst gemacht hatte. Über "grün-weiss" gab's natürlich keine Diskussion, nur wählte ich diesmal einen etwas helleren Grünton aus (Popgrün 20 VWL 62 M).

Auch technisch hatte es Veränderungen gegeben. Nachdem unser Afrika-gestresster Motor den Geist aufgab, übernahm ich von einem Freund eine 1600er Maschine mit 47 PS, und baute sie dem WILU ein.  Bei dieser Gelegenheit spendierte ich auch eine neue Kupplung.

Kurz darauf konnte ich günstig eine komplette Hinterachse mit Getriebe von einem 1964er Modell erwerben, auch die baute ich dem WILU ein. Derart aufgerüstet erreichte der WILU auf der Autobahn locker seine 110-120 KM/h, was auf Langstrecken durchaus angenehm war.

Nun sah der WILU wieder schön aus, und war auch schön zu fahren, und zwar noch weitere sieben Jahre lang.
 


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