Der Mensch besteht zu fast 70 % aus Wasser, und durchschnittlich 20 % seines Gewichtes entfallen auf das Element Kohlenstoff. Dazu kommen diverse Mineralien, Metalle und Spurenelemente. Und damit’s auch wirklich ein Mensch wird, hat er auch noch etwas, was man weder messen noch quantifizieren kann: Eine Seele!

Ein Auto hingegen enthält weitaus weniger Wasser, und wenn es luftgekühlt ist eigentlich gar keines. Sein Körper setzt sich hauptsächlich aus Eisenblech zusammen, daneben findet sich auch Kohlenstoff in Form diverser Kunststoffe, und weiterhin Gummi, Kunstharze und Pigmente, sowie Öle und Fette. Tja, und eine Seele? Die hat ein Auto natürlich nicht!

Aber eine Aura, eine Ausstrahlung, die kann auch ein Auto haben. Nicht messbar, nicht quantifizierbar, aber spürbar. Solch ein Auto habe ich besessen, besitze ich noch heute: Meinen WILU!

Diesen betagten VW - Bus der Baureihe T1 aus dem Jahr 1959 rettete ich 1975 vor der Verschrottung, und zum Dank ermöglichte er mir eine Vielzahl phantastischer, abenteuerlicher Reisen in ferne Länder, stand stets für kleine Spritztouren und grössere Eskapaden bereit, diente mir aber auch lange Zeit genauso treu auf vielen kleinen Fahrten des alltäglichen Lebens.

Dabei war der WILU von Anfang an mehr für mich als nur ein praktisches Fortbewegungsmittel, nur ein Auto. Er war ein mit bescheidenem Aufwand wahrgemachter grosser Traum. Und er hatte Charisma, Ästhetik, technische Schönheit. Dazu war er gutmütig, zuverlässig und äusserst praktisch. Was sonst könnte man von einem Freund noch erwarten? Der WILU war mein Freund!

Wie in jeder Freundschaft gab’s auch mal Krisen. Wenn die Bremsen noch immer ungleich zogen, der Auspuff schon wieder durch gerostet war, oder die Heizung im Winter kühlte und mir im Sommer die Socken verglühte. Dann wurde ich schon mal ungehalten und ungerecht, beschimpfte meinen Freund mit unflätigen Namen wie „alte Möhre“, oder „Scheisskarre“, doch er nahm mir das nie wirklich übel, und wusste, dass ich das auch nicht so ernst meinte.

Da ich der Meinung bin, dass diesem aussergewöhnlichen Auto ein kleines Denkmal gesetzt werden müsste, habe ich seinen Lebenslauf und die gemeinsam erlebten Geschichten und Abenteuer aufgeschrieben und dokumentiert. Zum Nachlesen, zum Nacherleben, zum Staunen.

Und wer weiss? Vielleicht kommt man dann am Ende zu dem Schluss, dass zumindest dieses Auto doch eine Seele hat?

Auch das Gegenteil kann niemand beweisen.

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