WILU's Reisen
Die grosse Reise zur Elfenbeinküste

Teil 6

Am Palmenstrand von Jacqueville,
und städtisches Kontrastprogramm in Abidjan
17.12.1982 - 17.1.1983

(Reiseroute Teil 6)

 

Dann sind wir offensichtlich auf einem Damm in der Lagune. Überraschend hört die Piste auf, und wir stehen an der Anlegestelle einer Fähre. Da die Fähre gleich kommt, gibt es gar keine lange Diskussion, ob wir nun rüberfahren oder nicht. Die Überfahrt dauert nur wenige Minuten, kurz nach 20.00 Uhr legen wir in Ndyéni an.
 

Wir folgen der Piste, stossen nach ca. 6 Km auf eine Gabelung, wo die Spur nach rechts nehmen, in Richtung Jacqueville. Nach einigen hundert Metern zweigt ein Weg nach links ab, zwischen Kokospalmen. Erwartungsvoll fahren wir den Pfad entlang, und plötzlich taucht im Schein der Fernscheinwerfer Dunst auf und helle Brandung! Wir sind am Atlantik!
 

    
                                        Wir sind am Atlantik!
 

Wir freuen uns riesig, rennen runter zum Strand, sind selig, dass wir es geschafft haben!                                                (Route)
 


 Unser Standplatz unter hohen Kokospalmen
 


 Jetzt sind wir wirklich an der Elfenbeinküste
 

Der nächste Morgen zeigt die ganze Pracht. Wir stehen hier an einem langen Sandstrand, der gesäumt ist von hohen Kokospalmen. Ein idealer Standplatz, sandig, sauber und schattig!

Gleich noch vor dem Frühstück gehe ich eine Runde baden. Es ist herrlich im Wasser, sehr angenehme Temperatur, grosse Wellen. Mit Schwimmen ist nicht viel drin, dafür kann man aber schön in der Brandung toben.
 

Dann öffne ich die erste Kokosnuss! Wir stehen ja mitten unter Kokospalmen, und die Nüsse liegen in allen Grössen und Reifegraden massenhaft umher.

So stört es also niemanden, dass wir davon soviel essen, bis es uns fast schlecht wird.
 

    
               Kokosnüsse in allen Stadien der Entwicklung
 

Das Klima hier ist sehr feucht und schwül, bei Tagestemperaturen um die 30 bis 32 Grad. Die Wassertemperatur beträgt 26 Grad. Als wir gerade aus dem Wasser kommen, fängt es an zu regnen. Wir freuen uns über die willkommene Dusche, es ist der erste Regen seit vielen Wochen.
 


                     Wir mieten eine der Bambushütten
 

Entlang des Strandes stehen viele leere Hütten aus Bambus und Palmwedeln. Sie bestehen aus einem kleinen, geschlossenen Raum und einem grösseren Vordach mit einem langen Tisch und Bänken.

Wir mieten solch eine Hütte zusammen für 500 CFA.
 

Abends sitzen wir dann auf unserer "Veranda" und schauen hinaus aufs Meer, vertilgen dabei eine ausgezeichnete Ananas. Ich glaube, hier lässt es sich eine Weile aushalten! Ein Jahr ist nun bereits vergangen, seit unserer ersten Abreise.
 


 Die Fischer sind am Strand
 
 


Mit Muskelkraft kämpfen sie sich durch
die Brandung
 

Wir liegen noch im Bett, so gegen 9.00 Uhr, da hören wir draussen rhythmische Klänge, Gesang, Getümmel. Ich luge mal aus dem Fenster und sehe, dass die Fischer des nahen Dorfes gerade dabei sind, sich mit ihrem Boot durch die Brandung zu kämpfen.

Anschliessend werfen sie ihr grosses Schleppnetz aus, und dann zieht das ganze Dorf das Netz an langen Seilen an den Strand. "Folklore" vor der Haustür.                                                         (Route)
 


 Frauen, Männer, Kinder, alle helfen mit
 


 Mit "Ahoba"-Rufen ziehen sie das Netz an Land
 


 


 


 
 


 Das Netz enthält viele Quallen, wenig Fische
 

Es ist ein schöner Anblick, wie die Leute gemeinsam bei Gesang und "Ahoba!"- Rufen das Netz an Land holen. Der Inhalt des Netzes ist eher enttäuschend. Vorherrschend sind dicke Quallen und Jungfische, grosse Fische sind kaum zu sehen. Doch sie versichern uns, das sei zum Glück nicht immer so.

Am Schluss tragen die Frauen das Netz in Schüsseln auf dem Kopf zurück ins Dorf, bis zum nächsten Mal.
 

    
                      Die Frauen tragen das Netz nach Hause
 

Nach drei Tagen am Strand rüsten wir uns für eine Fahrt ins nur 40 Km entfernte Abidjan, um dort eine Radtrommel aufzutreiben. Am Stadtrand kommen wir zwar an vielen Schrottplätzen vorbei, doch ist leider kein T1-Bus zu sehen.                                                                                   (Route)
 


 Stadtrand von Abidjan, Wäsche liegt zum
Trocknen aus
 


 Im Stadtteil Adjamé
 
 


                           Typisches Geschäft in Adjamé
 

Nervenaufreibende Fahrt durch den Stadtteil Adjamé. Viele Autos, Lärm, Menschen. Die Grosstadt mit all ihrer Hektik und Aggressivität stürmt auf uns ein.

Schliesslich gelangen wir in den Stadtteil Plateau, und finden hier nach einiger Kurverei einen guten Parkplatz am Präsidentenpalast, oberhalb der Hauptpost. Hier stehen Militärwachen, so ist der WILU ziemlich sicher abgestellt.
 

Nachdem wir auf der Post unsere Briefe abgeholt haben, suchen wir eine Bank auf, und bringen dann in Erfahrung, wo sich eine VW-Vertretung befindet. Gerade als wir losfahren, spricht uns ganz aufgeregt ein kleiner, dicker Deutscher an. Sein Name sei Pedro, wir sollten ihn unbedingt besuchen! Und er malt uns schnell eine Skizze, wo er zu finden sei.

Die VW-Vertretung finden wir nach einiger Sucherei im Stadtteil Treichville. Der anwesende deutsche KFZ-Meister eröffnet uns mit viel Bedauern, dass er uns nicht helfen könne, und dass es bestimmt sehr schwer sei, hier so ein Teil zu bekommen. Aber wir sollen morgen wiederkommen, sein Angestellter Monsieur Lambert werde dann versuchen, uns behilflich zu sein. Aber wo übernachten? Wir finden zum Glück einen ungestörten Standplatz auf dem Parkplatz des Flughafens.

Um 8.30 Uhr sind wir wieder bei VW, und Monsieur Lambert fährt mit uns in das Stadtviertel Marcory. Wir sollten besser im Auto bleiben, meint er, sonst ginge der Preis in die Höhe. Wir warten, über ½ Stunde lang. Dann kommt Lambert zurück und fragt, ob wir eine oder zwei Trommeln bräuchten! Sieht ja so aus, als ob es klappt! Ein wenig später kommt er mit dem Ding an. Ich messe nach, sehe auch das "E" hinter der Teilenummer, die passt nicht!

Enttäuscht fahren wir weiter, denn zum Glück hat Lambert noch eine Idee. Er erzählt etwas von einem Jeep, dessen Trommel passen könnte. Ich habe keine Ahnung, was für ein Jeep das sein könnte, aber es gibt ja manchmal die tollsten Sachen. Bald stehen wir vor einer Mauer und spähen durch das Tor in ein Werksgelände. Und dort steht, in einer Ecke, ein VW-Kübelwagen, Typ 181! Bei näherer Betrachtung stellt sich heraus, dass dieser Wagen tatsächlich den gleichen Achsantrieb wie unser Bus hat! Und er hat auch die gleichen Radtrommeln! Lambert verhandelt mit dem Besitzer ein paar Häuser weiter, dann können wir uns eine der Trommeln abschrauben. Wir können unser Glück kaum fassen.

Sie verlangen für das Ding 15.000 CFA (= 100 DM), uns ist es recht! Für seine Bemühungen geben wir Lambert 2.000 CFA zusätzlich, wir müssen dem Mann wirklich dankbar sein.

Anschliessend  fahren wir noch zum Markt im Stadtteil Plateau. Aber das Angebot hier ist mickrig, dafür sind die Leute sehr aufdringlich und aggressiv.

Wir sind dann froh, als wir endlich Abidjan hinter uns lassen, dabei sogar die richtige Autobahnabfahrt erwischen, und bald wieder an der Anlegestelle der Fähre über die Lagune stehen.

Gleich drauf stehen wir wieder am Strand, was haben wir hier doch für ein herrliches, ruhiges Plätzchen!

    
           Was haben wir hier doch ein schönes Plätzchen!

(Route)
 



Weihnachten steht bevor, und wenn wir schon keinen Weihnachtsbaum haben, so wollen wir wenigstens ein paar Plätzchen.

Viel Auswahl an Zutaten haben wir nicht, also verbringen wir einen ganzen Tag mit der Herstellung von Kokosmakronen, hergestellt aus geraspelten Kokosnüssen, Eischnee und Zucker.

Die backen wir dann, wie auch schon seit Monaten unser täglich Brot, in unserem selbstgebauten Backofen.
 


 Kokosflocken und Eischnee werden gemischt
 


 Die Produktion läuft bis in die Abendstunden
 


 Unser Eigenbau-Backofen erfüllt brav
  seinen Zweck
 


 Die Feiertage können kommen!

 

Am Heiligabend koche ich ein Festmenü: Rouladen (aus der Dose) mit selbstgeschnitzten pommes frites und Spargel (aus der Dose). Dazu gibt es angerührtes Getränkepulver Marke "Tang" mit der Geschmacksrichtung Orange. Das kann aber, ehrlich gesagt, eine Spätlese nur bedingt ersetzen...

Fred intoniert zwar auf der Mundharmonika einige Weihnachtslieder, doch so eine richtige Weihnachtsstimmung kann hier in der Badehose am Strand unter Palmen einfach nicht aufkommen.                  (Route)

 


 Thunfische liegen auf dem Grill
 


 Festessen am 1. Weihnachtsfeiertag
 

Auch am 1. Weihnachtsfeiertag leben wir nicht schlecht. Wir kaufen einem Angler vier schöne Thunfische ab, und sogleich liegen die auf einem Grillrost, welches Fred aufgestellt hat, und brutzeln vor sich hin.
 

Sie schmecken uns dann auch ganz prima, und dazu gibt’s in Alufolie gebackene Kartoffeln.
 

Waschtag. Wir fahren wir in den kleinen Ort Ndyéni, wo die Fähre anlegt. Es gibt dort eine Wasserstelle, und dort schrubben wir gründlich unsere Handtücher und die Bettwäsche. Es ist natürlich eine kleine Sensation, dass wir hier Wasser holen und die Wäsche spülen.       

Wir sind dicht umringt von Kindern, keines jedoch verlangt "cadeau". Die halten uns wahrscheinlich für arme Schlucker, da wir unsere Wäsche selbst waschen müssen.        (Route)
 

    
                          Liebenswerte Kinder in Ndyény

 

Da die Bettwäsche in dem feuchten Klima nicht trocknet, entfachen wir an unserem Strandplatz ein grosses Feuer, und hängen die Laken und Bezüge über Stühle darum herum. So geht es dann sehr gut.

Ich will die Bremstrommel montieren, doch die geflickte Trommel will absolut nicht runtergehen, so gut haben wir sie verkeilt. Auch mit Hilfe des Abziehers geht es nicht, auch nicht mit Erwärmung. So schraube ich das Rad wieder an, lasse aber die Kronenmutter locker, und fahre so auf der Piste ein Stück hin und her. Dadurch lockert sich die Trommel etwas, und es gelingt, nach und nach die eingepassten Keile herauszuziehen. Ich glaube fast, diese Reparatur hätte auch die Rückreise überstanden. Die "neue" Radtrommel lässt sich wunderbar auf den Achsstummel aufschieben, passt wirklich tadellos!

An Sylvester unternehmen wir einen Ausflug nach Jacqueville. Dort kaufen wir eine Machete und anderes mehr, und werden an einer Colabude von einem Einheimischen in ein Gespräch verwickelt, der sich auf dem Felde der Politik gut bewandert zeigt. Wieso denn die Deutschen um Himmelswillen ihren Kanzler Schmidt gegen den Kohl eingetauscht hätten?                    (Route)
 


        Zu Sylvester gibt es Bolognese aus Corned Beef
 

Zurück am Strand, überrascht uns Fred mit einer bereits fertigen Mahlzeit: Nudeln mit Bolognese aus Corned Beef. Schmeckt recht lecker.

Dann sitzen wir, alle etwas schlapp, um ein schönes Feuer herum, erwarten das neue Jahr. Ein Kaffee macht uns wieder etwas munterer.
 

Ich stelle das KW-Radio an, wo auf der "Deutschen Welle" um 23.00 Uhr die Glocken des Kölner Doms das neue Jahr einläuten. Wir müssen noch eine Stunde warten. Die Deutsche Welle bringt dann eine 50 Jahre alte Sylvestersendung, das ist recht interessant, doch der Empfang ist schlecht und gestört. Ich schalte daher auf UKW Radio Abidjan ein, wo Musik kommt und Gelaber. Um Mitternacht hält der Staatspräsident eine Rede, kein guter Knalleffekt...

Wir stossen mit Kokosnüssen auf das neue Jahr an, saugen die Kokosmilch mit Strohhalmen. Ein netter Einfall von Karin. Um 1.00 Uhr gehen wir dann zu Bett.
 

Das neue Jahr 1983 fängt faul an, und mit Träumereien. Fast den ganzen Tag sitzen wir am Tisch der Hütte und schwätzen, dabei bringt Fred die Idee auf, quer durch nach Osten bis nach Kenia zu fahren. Der Gedanke fasziniert mich, und sogleich hole ich den Afrika-Führer und die Karten, und rechne die Entfernung aus. 6.600 Km sind es von Niamey bis Nairobi.
 

    
                  Überreste unserer "wilden" Sylvesterparty
 

Zurück ginge es dann über Sudan und Ägypten und dann mit der Fähre nach Athen. Eine schöne Tour, nur fehlen uns ca. 3.000 bis 4.000 DM zur Verwirklichung.

Am 13. Januar 1983 verlassen wir wehmütig unseren schönen Platz am Strand, um noch einmal nach Abidjan zu fahren, diesmal eher in der Rolle als "Touristen", auch wollen wir dem Deutschen "Pedro" einen Besuch abstatten.
 


                  Neugierige Kinder verfolgen mein Tun
 

Zunächst steuere ich den Stadtteil Cocody an, und fahren dort in den Ortsteil Blokosso. Wir landen in einer Idylle am Ufer der Lagune, von wo aus man schön über die Lagune auf den Stadtteil Plateau schauen kann, mit seinen charakteristischen Hochhäusern.

Während ich die "Skyline" filme, umringen mich neugierige Kinder.
                     
(Route)
 

Die netten Kinder zeigen uns noch einen "Minizoo" in der Nähe, wo einige Affen in erbärmlichen Käfigen eingesperrt sind, auch zwei Krokodile sind zu bewundern.
 

Eines der Mädchen lässt sich an Hand der Karte am Auto erklären, wo wir herkommen. Sie staunt, und fragt dann, ob wir die ganze Strecke von Deutschland heute schon gefahren seien, oder ob wir auch einmal übernachtet hätten. Wir müssten ja sehr müde sein, meint sie mitfühlend.
 

    
                           "...da müsst ihr aber müde sein!"
 

Nach einer Pause mit Bananen und Ananas machen wir einen Ausflug in das nahe Bingerville. Die Strecke dorthin ist gut ausgebaut, und sie führt durch riesige, weiträumige Ölpalmplantagen. Die Stadt ist reich an Gebäuden, die noch aus der französischen Kolonialzeit stammen, und das macht auch den Reiz von Bingerville aus.

Um dann Pedro aufzusuchen, fahren wir zurück in Richtung Abidjan, bzw. Grand Bassam, und halten Ausschau nach dem Schild "Chez Autriche". Als wir es gefunden haben, haben wir uns auch bald zu "Monsieur Pedro" durchgefragt. Wir stehen vor einem grossen, von einer hohen Mauer umschlossenen Gelände, mit einem verschlossenen Tor. Pedro ist nicht zu Hause. Wir holen die Stühle raus, und warten vor dem Eingang.

Die Leute sind sehr nett, schütteln extra für uns frische Kokosnüsse herunter, und öffnen sie mit gekonnten Hieben der Machete. Der Saft, mit dem sie ja randvoll gefüllt sind, schmeckt gemüseartig herb, das weiche Fruchtfleisch hingegen erinnert ungemein an das Eiweiss gekochter Eier. Kinder necken den Hund, der im Führerhaus des Hanomag sitzt, und die Zähne fletscht. Als die Dunkelheit hereinbricht, ziehen sich die Leute zurück. Um halb 8, nach zwei Stunden Warten, kommt Pedro endlich an. "Mit Euch hab’ ich ja nicht mehr gerechnet", ist seine Begrüssung.
 

 
 Drei Tage lang stehen wir auf Pedros Hof südlich von Abidjan
 

Die nächsten drei Tage stehen wir auf Pedros Gelände, auf dem es ausser einem Hauptgebäude, wo ein Restaurant entstehen soll, noch ein paar Schuppen gibt. Pedro scheint sich auf die Reparatur von Waschmaschinen, Kühlschränken und Klimaanlagen spezialisiert zu haben, ist jedenfalls unentwegt am Jammern und Lamentieren: "Pas d’argent, pas de bière, pas de femme...". Wir nutzen den Aufenthalt zum Wäschewaschen, und sind uns dann einig, den jammernden Pedro schnell wieder zu verlassen.
 


 Modernes Stadtbild in Abidjan-Plateau
 


 Weihnachtsdekoration bei 35 Grad...
 

Einen Tag noch verbringen wir in Abidjan, bummeln durch den Stadteil Plateau, wo uns die Weihnachtsdekorationen in den Läden bei tropischer Hitze doch sehr merkwürdig vorkommen. "Schwester Brehm" spricht uns an, ob wir schon eine Unterkunft für die Nacht hätten. So landen wir auf dem Gelände der Evangelischen Kirche im Stadtteil Cocody, stehen hier sehr schön auf einer Wiese unter einem grossen Baum. Dafür zahlen wir gerne 250 CFA (= 1,70 DM) pro Person.    (Route)

 


Teil 5:
"Durch Obervolta
zur Côte d'Ivoire"

Teil 7:
"Durch den Regenwald
nach Grand Béréby"