|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
WILU's Reisen
|
|
|
Mit meinem Kurzwellenempfänger hören wir regelmässig die "Deutsche Welle", so dass wir über die politischen Entwicklung in der fernen Heimat ganz gut informiert sind, z.B. über die bevorstehende Bundestagswahl. Freude bereitet uns der Wetterbericht, in dem Winterstürme und lang anhaltendes nasskaltes Wetter vorhergesagt wird, während wir hier im 30 Grad warmen Wasser plantschen. |
|
Am 20. Februar tauchen zwei junge Deutsche am Strand auf, Uwe und Matthias aus Gorleben. Sie sind von Brüssel nach Abidjan geflogen, und sind von dort mit Bahn und Taxi durchs Land gefahren, und wohnen jetzt hier bei einer einheimischen Familie. Hinzu kommt auch noch ein Elsässer Brunnenbauer, den ganz interessante Anekdoten zu erzählen weiss.
|
Dann passiert, was wir schon lange befürchtet haben: Das Gas ist alle! Morgens beim Kaffekochen verlischt die Flamme, das war's! Also wird Holz gesammelt wie dereinst am Oued Cheliff, abgestorbene Palmwedel und ähnliches. Eine Stunde kämpfen wir mit dem qualmenden Feuer, bis das Kaffeewasser endlich doch noch kocht. Als wir dann total geschafft am Frühstückstisch sitzen, kommt der nächste Hammer: Der nette Strandwärter säubert mit einigen Gehilfen den Strand, sie fegen das Laub zusammen, zünden es an. Jedenfalls verbringen wir die nächsten zwei Stunden eingehüllt im stinkigen, beissenden Rauch der fünf Feuer, die sie angezundelt haben.
|
Wenigstens endet dieser Tag noch versöhnlich, da uns ein Franzose einen 1-Kg-Fisch abtritt, den wir mit Lorbeerblatt, Zwiebeln, Pfeffer, Salz und Majoran auf einem Lagerfeuer kochen, und dann genüsslich vertilgen. |
Am nächsten Tag beule ich die grosse Milchpulverdose aus, in der wir bisher das Waschpulver aufbewahrt haben, und daraus bastele ich nun einen "Hobo-Ofen", nach dem Vorbild in einem "Survival-Buch" von Fred. Eingeweiht wird er dann abends, als ich darauf eine Zwiebelsuppe koche. Vor lauter Arbeit mit dem Feuer kommt man gar nicht so richtig zum Abschmecken. Der "Hobo" funktioniert eigentlich ganz gut, aber das Holz taugt nichts.
Heute hat sich unsere Strandkolonie vergrössert. Ausser Uwe und Matthias, die uns regelmässig besuchen, sind Roman und Resi eingetroffen, ein Schweizer Paar aus Zürich, das seit 4 Monaten mit einem Land Rover unterwegs ist.
Am Abend sitzen wir mit Fred und Karin und den Schweizern gemütlich zusammen, und wir quatschen bis 3.00 Uhr. Dabei kommt die Idee auf, unseren Aufenthalt hier zu verlängern. Eigentlich müssten wir am 9.März aus Elfenbeinküste ausreisen, da wir dann drei Monate hier sind. Aber wir würden gerne noch bleiben, Fred und Karin auch.
Aber wie und wo können wir uns eine Aufenthaltsgenehmigung holen? Eine interessante Idee kommt auf: Wir reisen kurz in das nur 150 Km entfernte Liberia aus und am nächsten Tag wieder ein, dann hätten wir wieder einen neuen Einreisestempel, und könnten nochmal 3 Monate bleiben. Der Haken an der Geschichte: Für Liberia haben wir kein Visum!
Uwe und Matthias machen einen Vorschlag. Wie wäre es, wenn wir alle zusammen legen, und ein Schwein kaufen, um es gemeinsam zu grillen? Wir fahren zu dem von Ghanesen bewohnten Hüttendorf, und Uwe und Matthias stürzen sich, mit sprachlicher Unterstützung durch Gertrud, in die Verkaufsverhandlung. |
|
Ich schwitze derweil im Auto vor mich hin, eine Kinderschar hat es johlend umstellt. Der Ort ist ganz idyllisch, und es ist ulkig, wie die vielen kleinen Ferkel überall umherwetzen. Nach 15 Minuten kommen sie zurück, haben den Preis erfolgreich von 12.000 auf 6.000 CFA heruntergehandelt. Heute ist Freitag, am Montag werden wir das Schwein abholen.
All diese Tage mühen wir uns mit dem Hobo-Ofen ab, und als es dann auch noch einmal kräftig regnet, ist überhaupt kein gescheites Holz mehr zu finden. Da ist es wie eine Erlösung, als uns Uwe und Matthias von einer Tour nach San Pedro eine volle Gasflasche mitbringen, die sie dort für uns eingetauscht haben.
|
Dann ist es Montag, und am frühen Nachmittag gehen Uwe und Matthias in das ghanesische Hüttendorf, um das Schwein zu holen. Eine gute Stunde später kommen sie mit dem armen Tier an, berichten von seinem Ende. Mit einem ziemlich stumpfen Messer hat man der armen Kreatur den Kopf abgetrennt, gut dass ich nicht dabei war! |
Die Beiden hängen das Schwein an einen Ast. Ausgenommen ist es schon, aber sie säubern es noch etwas, und brennen mit Freds Lötlampe die Borsten ab. Auf dem Land gross geworden, haben sie beide einschlägige Schlachtfest-Erfahrungen. Sie zerteilen das Tier in Stücke, denn es würde zu lange dauern, wollten wir es als Ganzes grillen.
|
|
Schon seit Tagen haben wir Holz gesammelt, und in einer halbierten Blechtonne, die wir gefunden haben, fachen wir ein schönes Feuer an, und dann beginnt so gegen 17.00 Uhr die gemütliche Grillerei.
|
|
|
|
Es ist eine schöne Abwechslung nach dem vielen Fisch der letzten Zeit. Ich hatte etwas Bier geholt, und so schmeckt es wunderbar. Und die Gespräche an diesem Abend drehen sich in der Hauptsache um kulinarische Genüsse der fernen Heimat.
Nachdem nochmal ein heftiger Gewitterregen niederging, vermehrt sich schlagartig das "Ungeziefer", plötzlich gibt es massenhaft Ameisen, Fliegen und Mücken! Mit "nur" noch 30 Grad ist es auch etwas kühler, aber immer noch ist es schwül wie in einem Treibhaus.
Mittlerweile haben wir beschlossen, unsere ablaufende Aufenthaltsgenehmigung zu ignorieren, und einfach länger zu bleiben. Was soll schon gross passieren? Fred und Karin hingegen eröffnen uns, dass sie zurück nach Obervolta fahren wollen, um sich dort noch länger aufzuhalten. Inzwischen sind auch wir darauf eingestellt, nicht über Ghana, Togo und Benin fahren zu können. Ein Anruf bei der Ghanesischen Botschaft in Abidjan hatte ergeben: "The border is still closed!"
So verabreden wir uns mit den Beiden für den 2. April in Ouagadougou, um dann wieder gemeinsam weiter zu fahren. Am 9. März verlassen Fred und Karin Grand Béréby.
|
Uwe erfüllt sich einen dringenden Wunsch. Er hat 1 Kg Kartoffeln mitgebracht, und bereitet sich nun in unserem Bus Bratkartoffeln zu! In dem Haus, in dem sie wohnen, werden sie zwar rührend versorgt, aber Reis und Kochbananen hängen ihnen zum Hals heraus. Bald verspeisen er und Matthias also mit grossem Vergnügen Bratkartoffeln, über die sie noch ein Ei geschlagen haben. |
|
|
Am 17. März brechen auch Roman und Resi auf nach Norden. Wir verabreden uns für den 20. April in Gao (Mali), um eventuell gemeinsam die Tanezrouft-Piste zu befahren. Vielleicht klappt's ja!
|
|
Am gleichen Tag, nach einem Ausflug zu Fuss zu einer Kokospflanzung am Strand, verabschieden wir uns auch von Uwe und Matthias. Wir geben ihnen ein Päckchen mit, mit unseren Zweitpässen und Anträgen für algerische Visa, die wir ja für die Rückreise brauchen. Am 21. März geht ihr Flieger von Abidjan nach Hause.
Unsere Strandkolonie hat sich damit aufgelöst, alleine stehen wir hier aber nicht, denn an diesem Wochenende herrscht ein ungewohnter Trubel durch die Kurzurlauber. Am Montag werden wir dann von einer französischen Familie eingeladen, die in einer der Hütten ein paar Tage Urlaub macht. Bei einem Aperitif (Whisky mit Cola) erfahren wir, dass die Beiden Lehrer in Ouagadougou sind, und dass sie noch zwei Jahre dort bleiben werden. Als wir uns verabschieden, haben wir eine Einladung nach Ouagadougou in der Tasche.
Der 23. März bricht an, unser letzter Tag in Grand Béréby. Wieder ist es gewittrig schwül, und unser Frühstück fällt immer dürftiger aus. Die Margarine ist alle, die Marmelade auch. So gibt es heute nur einen Rest Süssbrot, mit einem eingetrockneten Rest Nusscreme.
Ein Franzose aus der Hütte nebenan kommt vorbei, und lädt uns ein zum Fischessen. Sie hätten so ein Riesenvieh. Etwas verdutzt sagen wir zu. Später dann beim Essen herrscht eine etwas merkwürdige Atmosphäre. Irgendwie kommen wir uns vor, als hätten wir uns aufgedrängt. Eine aggressive, dürre Zicke mit schweigsamem Mann, einem quengeligen Kind von 4 ½ Jahren, und ein etwas netterer junger Mann. Den „Riesenfisch“ hätten wir spielend alleine essen können. Schmeckt aber gut, mit Zitrone und Tomate in Alufolie gegrillt, dazu gibt’s Reis. Nach dem Essen fängt es an zu schütten, wir sitzen unter dem schützenden Palmwedel-Dach der Hütte, und unterhalten uns noch ein wenig. Dann gehen wir zu unserem Auto zurück, und räumen auf für die morgige Abreise.
Ein schöner Tag, mit blauem Himmel und Sonnenschein. Ein letztes Bad, Abschied von dem netten Strandwärter, und dann kehren wir Grand Béréby nach 54 Tagen den Rücken. Auf holpriger Piste geht's zuerst nach San Pedro, wo wir Geld wechseln und Wasser und Benzin bunkern. Dann fahren wir zum Übernachten an den Strand von Kounougou, so ganz können wir uns noch nicht vom Meer trennen. |
|
|
Bevors dann weiter geht, sammele ich noch über dreissig Kokosnüsse ein, dann folgen wir der guten Asphaltstrasse durch den tropischen Regenwald über Soubré nach Yabayo. Dort zweigt nach links die Piste ab, der wir in Richtung Buyó folgen. Kurz vor Buyó rasten wir für die Nacht rechts am Pistenrand. Der Wald bildet hier eine dichte, grüne Mauer, so dass es unmöglich ist, mit dem Auto einzudringen. Wir vertilgen Brot mit Sardinen, und hinterher gibt’s gute Mangos aus San Pedro. (Route) |
In mir ist der Plan gereift, zu Hause ein Bambus-Sofa zu bauen. So halte ich am nächsten Morgen Ausschau nach geeignetem Rohmaterial. Rechts am Hang taucht ein schönes Bambusgehölz auf, jetzt oder nie! Etwas verstohlen machen wir uns an die Arbeit, wir wissen ja nicht, ob die Einheimischen was dagegen haben. Aber die gucken nur erstaunt, und gehen weiter.
|
|
Mit der frisch geschärften Machete schlage ich schöne gerade Stämme ab, bis zu 10 Meter lang, dann befreien wir sie von den Verzweigungen. Eine schwere Arbeit in dem schwül-heissen Treibhausklima, beide triefen wir vor Schweiss. Zwei Stunden sind wir zugange, dann binden wir die schöne Sammlung von ca. vier Meter langen Stangen aufs Dach. Noch sind sie schön grün und recht schwer, aber beides wird sich geben, wenn sie trocknen.
Dann geht die Fahrt weiter, auf schmaler, lauschiger Waldpiste durch den Tai-Nationalpark. Ein einsamer Fussgänger mit Samsonite-Koffer erregt unser Mitleid. Er fragt, wie weit es noch bis zum "AKD" sei. Vor gut 20 Km hatte ich ein Hinweisschild "AKD" gesehen, er muss also noch eine Weile laufen. Er sei heute morgen in Guiglo losgelaufen, eine beachtliche Strecke. Er erzählt uns, die Piste sei durch einen umgestürzten Baum versperrt. Vielleicht hofft er, dass wir nun umkehren und ihn mitnehmen? Auf der weiteren Strecke ist jedenfalls nichts dergleichen zu bemerken.
Tiere übrigens auch nicht. Bis wir eine muntere Horde Affen, mehr als zehn Tiere, hoch oben in den Bäumen entdecken. Wir halten an und sehen ihnen zu, wie sie mit unglaublicher Sicherheit in den Wipfeln turnen. Dann laufen uns Zwergantilopen über den Weg, sie sind schnell wieder im Dickicht verschwunden. Wir beschliessen, im Park zu übernachten, vielleicht bekommen wir ja so noch mehr Tiere zu sehen. An einer Wegegabelung stellen wir uns an den Waldrand.
Kaum haben wir den WILU abgestellt, da hören wir Motorengeräusch, und schon kommt ein französischer Pkw in Rally-Manier die Piste entlanggerast! Hätten wir hier nicht gerade Rast gemacht, so wäre der uns ziemlich sicher frontal hineingerast! Auf der engen und unübersichtlichen Piste ist ein Ausweichen kaum möglich! (Route)
Wir holen Tisch und Stühle raus, und warten in der Dämmerung. Eine Zwergantilope mit fünf Jungen kreuzt mehrmals vorsichtig den Weg, ein kleiner Affe raschelt im Geäst, ein Eichhörnchen beobachten wir aus der Ferne.
|
|
|
Weitere Tiere sehen wir nicht, ausser Vögel natürlich, von denen einige recht merkwürdig aussehen, und die auch die tollsten Schreie loslassen. Auf der weiteren Fahrt lassen wir den Park hinter uns. Vorbei an Rodungsflächen, mit Kaffee- Kakao- undBananenpflanzungen, fahren wir in zwei Tagesetappen über Daloa, Yamassoukrou , Bouaké und Katiola zur Grenze nach Obervolta. (Route) |
|
Am 29. März verlassen wir die "Côte d'Ivoire". Der Polizeiposten an der Grenzabfertigung ist wieder mürrisch und lahm. Wir bekommen mit, wie er sich von einem obervoltaischen LKW-Fahrer mit 200 CFA schmieren lässt. Die Zöllner dann sind ganz munter und nett. Sie fragen, ob wir kein Bier im Auto hätten, die Deutschen tränken doch kein Wasser! Sie freuen sich, dass wir so lange im Land waren. Nur gut, dass wir keine weiteren Anstrengungen gemacht hatten, unsere Aufenthaltsgenehmigung zu verlängern... Es geht auch so!
Die Grenzformalitäten dauern 40 Minuten, dann geht’s weiter auf der Piste. Mit der Überquerung der Brücke über den Grenzfluss Leraba verlassen wir die Elfenbeinküste nach einem Aufenthalt von 110 Tagen, fast 16 Wochen!
Nun wieder in Obervolta, fahren wir weiter nach Bobo Dioulasso, mein Ziel ist der Fluss Kou, wo ich campieren will. Aber 15 Km vor Bobo leuchtet die rote Kontrollampe auf! Erst denke ich, dass der Keilriemen gerissen sei. Aber nein, es sind die Kohlen der Lichtmaschine, die sind abgenutzt! Mist! Nach einigen vergeblichen Rettungsversuchen baue ich schliesslich neue Kohlen ein. Müde suchen und finden wir dann unseren alten Standplatz am Fluss Kou.
Es ist heisser hier als an der Elfenbeinküste, aber auch trockener. Nach einem ruhigen Waschtag an dem lauschigen Fluss, und einem ausgiebigen Gang über den Markt von Bobo Dioulasso, setzen wir die Fahrt fort mit dem Ziel Ouagadougou. (Route) Pünktlich vor Sonnenuntergang kommen wir zu unserem alten Standplatz einige Kilometer vor Ouaga, und sehen auch schon Freds und Karins Hanomag im Gelände stehen. Das hat ja sehr gut geklappt! |
|