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WILU's Reisen
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Manfred, Konni, Heidi und Carlos sind eine muntere Truppe, mit der wir uns auf Anhieb gut verstehen. Wir verbringen einen Tag in "Rio Bravo" mit kleinen Reparaturen und Erfahrungsaustausch. Der nächste Morgen beginnt sehr schön mit einer Pirogenfahrt auf dem Niger. Dann fahren wir noch einmal nach Ayorou, nehmen Karin mit, da Fred keine Lust hat. Wir stellen uns auf unseren alten Standplatz vom November, und Karin nächtigt auf der Bank im Fahrerhaus.
Noch einmal fasziniert uns der bunte Sonntagsmarkt von Ayorou, dann fahren wir zurück nach Niamey auf den Campingplatz, wo wir mit den Anderen verabredet sind. (Route)
Als ich am Morgen aufstehe, steckt Manfred mit dem Kopf tief im Motorraum seines VW-Busses. Er hat Probleme mit der Zündung, die Karre springt nicht an. Noch vor dem Frühstück gehe ich auf Fehlersuche, stelle fest, dass der Zündstrom ausgefallen ist. Ich lokalisiere das Zündschloss als Fehler, und siehe da: Nach Überbrückung desselben mit einem Kippschalter springt der Motor sogleich an. Allerdings scheppert und rappelt er böse, da er auf der Hinfahrt auf der Tanezrouft-Piste viel Sand geschluckt hatte.
Manfred hatte den Wagen schon aufgegeben und stehengelassen, und zwar auf der Piste nach Kidal, auf die sie fälschlicherweise geraten waren. Aber der Zoll in Gao (Mali) bestand darauf, dass der Wagen dort weg müsse. Uns sie hatten Glück, denn sie konnten jemand auftreiben, der die nötigen Ersatzteile hatte, und der sie auch zu dem Auto zurückbrachte. So bekamen sie den Bus wieder flott, entledigten sich aber an Ort und Stelle einer grossen Menge von Konserven, um Gewicht zu reduzieren. Und so kamen sie immerhin bis hierher! Ihren Bus haben sie "Katastrophy" getauft, den Humor haben sie bei alledem also noch nicht verloren.
Aber sämtliche Lager sind total ausgeschlagen, und die Kurbelwelle hat zuviel Spiel. Das Axialspiel beträgt über 3 mm! Ich rate ihm, wenigstens das zu beseitigen, denn das ist relativ einfach. Ich fertige drei Distanzscheiben aus Dosenblech an, die Manfred dann einbaut. So gelingt es, das Axialspiel auf einen tolerierbaren Wert zu bringen. Der Motor läuft jetzt ein ganzes Stück ruhiger, die Arbeit hat sich gelohnt.
Abends gibt es dann einen tollen Festschmaus, an dem alle teilnehmen: Eine grosse Kalebassenschüssel voll Salat, Schweinesteaks mit Sahnesauce und Brot, dazu Bier, mit nassen Lappen wirkungsvoll gekühlt (Stichwort "Verdunstungskälte"). Ein sehr gelungener Abend, und deshalb wiederholen wir die Fete am nächsten Abend gleich noch einmal.
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Inzwischen haben wir unsere Visa für die Einreise nach Mali erhalten, und so rückt der Aufbruch näher. Am Abschiedsabend gibt es nochmals ein Festessen, diesmal ein Fondue. Als Rechaud dient ein kleiner Taschenkocher von Manfred, es schmeckt einfach wieder prima!
Fred und Karin kaufen zwei gebrauchte Reifen, dann tanken wir alle 12 Benzinkanister voll, und füllen alle Wassertanks (150 Liter), so dass der arme WILU unter insgesamt 1.100 Kg Zuladung bedenklich in die Knie geht. Nach einer letzten Runde Schwimmen im Stadtschwimmbad verlassen wir dann Niamey nach Norden, in Richtung Tillabéry, eine Strecke, die wir ja nun bereits gut kennen.
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Hinter Tillabéry trauen unseren Augen nicht, als wir direkt links der Piste eine grosse, ausgewachsene Giraffe entdecken! Vorsichtig pirschen wir uns heran, fotografieren und filmen sie. Dann dreht sie sich um und schreitet von dannen. Da haben wir grosses Glück gehabt, denn von anderen Reisenden haben wir gehört, dass sie tagelang mit Führern durch die Gegend gefahren sind, und keine einzige Giraffe gesehen haben.
In Ayorou tanken wir nochmal auf, und kurz darauf hängt Freds gestern gekaufter Reifen in Fetzen! Wir erreichen den Grenzort Figoun, wo wir die Ausreiseformalitäten des Niger erledigen, und etwa 20 Km weiter gelangen wir dann zum Mali-Grenzposten bei Labézanga, wo uns ein arroganter Beamter zum Warten an eine Colabude verweist. Am Ortsausgang erwartet uns dann noch der Zoll, aber das geht recht flott vonstatten. Jetzt sind wir also in Mali! (Route)
Auch der nächste Tag, auf der Piste nach Gao, beginnt mit einer Reifenpanne des Hanomag. Die Strecke ist jetzt zum Teil sehr stark versandet, aber wir kommen durch. Streckenweise haben wir sehr schöne Fernblicke auf den Niger, dessen Lauf wir ja mehr oder weniger folgen, und auf vereinzelte Hüttendörfer am Ufer.
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Vor Gao bleiben wir dann doch noch stecken, als wir die stark zerwühlte Hauptpiste rechts umfahren wollen. Wir versuchen es zweimal mit Schieben, dann lasse ich Luft aus den Reifen, und so kommen wir wieder flott. Mit Hilfe des Kompressors des Hanomag sind die Reifen schnell wieder aufgepumpt, und so kommen wir um 19.00 Uhr in dem Wüstennest Gao an. (Route)
Da wir zwei Tage verspätet sind, sind wir gespannt, ob wir Roman und Resi hier noch antreffen werden. Wir finden den Campingplatz "Chez Yarga", aber dort sind sie nicht. Der Platz behagt uns nicht, hohe Mauern, irgendwie beengend. Wir erfahren, dass die Schweizer angeblich auf dem Camping beim "Hotel Atlantide" seien. Also fahren wir dorthin, aber da sind sie auch nicht. Aufdringliche Kinder und Händler strapazieren unsere Nerven. Da spricht uns am Hotel ein Deutscher an, der mir bekannt vorkommt. Wenn wir die Schweizer suchten, die seien ein Stück auf der Piste nach Norden gefahren, um dort zu übernachten. Morgen wollten sie dann weiterfahren.
Es ist schon stockfinster, und die Chance, sie zu treffen ist nicht sehr gross. Trotzdem, wir wollen es wenigstens versuchen! Also verlassen wir Gao gegen 20.00 Uhr nach Norden, wobei wir immer den Hauptspuren folgen. Auf den ersten 10 Km ist ausser Sand nichts zu sehen. Dann einzelne Lichter. Wir halten darauf zu, aber es sind Hütten. Schon kommen Neugierige dahergelaufen. Zurück geht’s zur Hauptpiste, zwischen stacheligen Bäumen hindurch. Ich denke, mehr als 20 Km ab Gao sollten wir nicht fahren. Da blinkt links eine Lampe! Kein Zweifel, da gibt jemand Signal! Wir halten darauf zu, und da erkennen wir auch schon im Scheinwerferlicht den Land Rover, wir haben sie tatsächlich gefunden!
Roman und Resi freuen sich auch riesig, denn damit haben sie nicht mehr gerechnet. Es wird viel erzählt, sie haben ihre Tour durch Mali über Tombouctou gut überstanden. Das hat ja noch schön geklappt!
Vormittags fahren wir zurück nach Gao, Karin kommt mit uns. Am Ortseingang halten wir an der Texaco-Tankstelle und füllen dort Benzin und Wasser auf. Karin hat leere Kanister vom Hanomag mitgenommen, auch die werden mit Diesel bzw. Wasser gefüllt. Der WILU sackt noch tiefer durch die Zuladung.
Dann suchen wir die Polizei auf, wegen der erforderlichen Meldestempel. Aber dort behält man nur unsere Pässe ein, und vertröstet uns auf morgen. All unser Protest nützt nichts. Wütend gehen wir über den Markt, machen Grosseinkauf: Pfefferminze, Tomaten, Kartoffeln, Zwiebeln, Datteln, Zucker, Milchpulver. Dann fahren wir zurück zu den Anderen.
An einer Steigung bleiben wir im Sand stecken. Rechts und links der Piste stehende Büsche und die tiefen Fahrspuren machten ein Ausweichen unmöglich. Der Wagen liegt mit dem Boden voll auf, kein Wunder bei der Zuladung! Wir schaufeln eifrig den Sand, es ist sehr heiss. Wir bringen den Wagen auf die Sandbleche, dann lasse ich Luft ab. |
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So komme ich gut aus dem Loch heraus, aber dann heisst es pumpen, und zwar mit der Handpumpe!
Bald sind wir wieder bei den Anderen. Ich entdecke am Hanomag vorne links wieder mal einen Plattfuss, so dass Fred wieder eine schöne Beschäftigung findet. Ansonsten verbringen wir hier einen ruhigen Nachmittag und Abend.
Früh am Morgen begleite ich Fred und Karin im Hanomag wieder nach Gao. Am Ortseingang hält uns ein Polizist zwanzig Minuten lang fest. Er meckert wegen der Versicherung, und rückt die Zulassungspapiere nicht mehr raus. Wir warten geduldig. Er will uns Schwierigkeiten machen, weil wir ausserhalb von Gao übernachtet hätten. Das sei verboten, und koste Strafe! Als er merkt, dass er nichts von uns bekommt, fragt er plötzlich, ob wir aus der DDR oder aus der BRD seien. Ah, BRD, dann seien wir ja Freunde! Schwupps, können wir weiterfahren!
Auf der Polizei angekommen, warten wir erst mal eine ganze Weile. Dann schickt man uns weg, wir sollen in zwanzig Minuten wiederkommen. Dann füllen wir unsere Meldezettel aus, und als Ort der Übernachtung geben wir den Campingplatz "Yarga" an, um uns weiteren Ärger zu ersparen. Aber ich denke ich höre nicht recht, als der Bulle meint, um 11.00 Uhr käme Yarga vorbei, da werde sich ja dann herausstellen, ob wir da wirklich übernachtet hätten oder nicht!
Wir sitzen wir geduldig vor seinem Schreibtisch und warten. "Yarga will come!", wiederholt der Bulle immer wieder. Ich bin da nicht so sicher, aber das Warten und Schmoren ist unerträglich. Ich trete die Flucht nach vorne an. Ich frage, ob er wohl gegen ein kleines Geschenk unsere Pässe herausgeben würde. Ich weiss nicht, ob er verstanden hat, jedenfalls reagiert er nicht.
Schliesslich wird’s mir zu dumm, und ich eröffne ihm die Wahrheit, dass wir nicht bei Yarga, sondern 20 Km ausserhalb von Gao übernachtet haben. Das sei ein sehr schweres Vergehen, meint er daraufhin, das koste pro Person 18.000 Mali Franc (=9.000 CFA = 63 DM)! Ich erwidere, das sei wohl ein bisschen viel. Wir bleiben einfach sitzen und warten. Er prüft eine Jeans, die ihm ein Junge zum Kauf anbietet, und wir merken, dass ihm die Situation allmählich selbst blöd vorkommt. Plötzlich geht es ganz schnell. Zack, haben wir die Stempel, zack, die Unterschrift vom Chef! Da sind wir dann doch erleichtet!
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Nach einer kalten Cola, von Karin spendiert, fahren wir zurück. Der Bulle am Ortsausgang stürzt sich, wie erwartet, gleich auf uns, will die Versicherung sehen. Aber er kann uns keinen Ärger mehr machen. Bei den Anderen angekommen, packen wir zusammen, und fahren ein Stück weiter nach Norden, bloss weg von Gao. Um 18.30 Uhr rasten wir dann links der Piste. Vor uns liegt die Tanezrouft! |
Bis nach Reggane in Algerien liegen nun 1.300 Km vor uns, ohne zuverlässige Wasser- und Benzinversorgung. Früh am Morgen fahren wir los, über eine schöne Piste, die durch weite, buschbestandene Ebenen führt. Vor dem Ort Anefis verlassen wir die
Hauptpiste, um den Ort auf einer "Schmugglerpiste" zu umfahren. Der Polizeiposten
von Anefis soll nämlich besonders schikanös sein, das wollen wir uns gerne
ersparen. (Route)